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Bodenprofil: Pseudogley-Braunerde (Übergang zu Braunerde-Pseudogley); Fotomontage

Kontakt

  • Fr. Weltermann, Dipl.-Geol.
  • Fon: +49 2151 897-443
  • Hr. Kaiser, M.Sc.
  • Fon: +49 2151 897-551
  • E-Mail: boden@gd.nrw.de

Boden des Jahres 2024

Waldboden – Lebensgrundlage im Verborgenen

Meist sehen wir vor lauter Bäumen im Wald das Wichtigste nicht: Unter der sichtbaren Vegetation verbirgt sich ein unsichtbares Fundament: der Waldboden. Er ist der Schlüssel zur biologischen Vielfalt auf etwa 27 % der Landesfläche in NRW. Denn unsere Waldböden sind sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu landwirtschaftlich genutzten Böden werden sie nicht durch menschliche Bodenbearbeitung umgestaltet. Die Natur selbst übernimmt diese Aufgabe: Mikroorganismen, die ausgedehnten Wurzeln der Bäume, die kleinen Lebewesen im Boden, Humus und Tonminerale formen gemeinsam ein luftiges Oberbodengefüge mit einem hohen Anteil an Grobporen.

Vielfalt unterhalb der Vegetation

Waldboden ist ein Sammelbegriff für die verschiedenen Bodentypen, die das Fundament unserer Wälder bilden. Sie sind trocken oder nass, nährstoffarm oder nährstoffreich, steinig, sandig, tonig – kurzum, sie sind individuell. Kein Waldboden gleicht dem anderen, die Vielzahl ist nahezu unüberschaubar. Faktoren wie Klima, Gestein, Flora und Fauna, menschlicher Einfluss und die Dauer der Bodenbildung spielen bei der Entwicklung und Ausprägung eine Rolle.

Im Wald bildet sich Humus auf der Bodenoberfläche. Dies geschieht durch Pflanzenreste: die Streu. Bodenlebewesen wandeln diese Reste in organische Schichten mit unterschiedlicher Dicke um. Eine große Artenvielfalt ist wichtig für die Verarbeitung der Stoffe im Boden. Je nach Standort, Sauerstoffangebot, Baumart und Klima entstehen verschiedene Humusformen. Dazu gehören Moder, Rohhumus oder Mull. Auf sehr nassen Standorten können Anmoor oder andere Moorhumusformen auftreten.

Häufige Bodentypen im Wald sind Braunerden, Parabraunerden, Podsole, Stauwasserböden wie Pseudogleye, Terra fusca und viele mehr. Diese bunte Palette an Böden ist verantwortlich für die Vielfalt der Waldstandorte.

Die Fülle der Waldböden

Bodenprofil: Braunerde-Terra fusca

Braunerde-Terra fusca aus Hochflächenlehm über Mergelkalkstein (Kreide-Zeit) in Altenbeken, Kreis Paderborn

Bodenprofil: Pseudogley-Parabraunerde

Pseudogley-Parabraunerde über Mergelkalkstein und Kalkmergelstein (Kreide-Zeit) in Altenbeken, Kreis Paderborn

Bodenprofil: Braunerde-Podsol

Pseudovergleyter Braunerde-Podsol aus teilweise umgelagerten tertiären Sanden am Rand des Klausbergplateaus bei Aachen

Bodenprofil: Gley-Pseudogley

Gley-Pseudogley, verbraunt, aus Sandlöss über Terrassenablagerung in Kirchhoven, Kreis Heinsberg

Bodenprofil: Podsol

Podsol im Hergartener Wald in der Eifel

Bodenprofil: Vergleyter Braunerde-Pseudogley

Vergleyter Braunerde-Pseudogley im Krefelder Stadtwald

Bodenprofil: Anmoorgley aus schluffig-sandigen Bachablagerungen

Anmoorgley aus schluffig-sandigen Bachablagerungen in Waldfeucht, Kreis Heinsberg

Bodenprofil: Rendzina

Rendzina aus Kalkstein (Kreide-Zeit) in Altenbeken, Kreis Paderborn

Bodenprofil: Braunerde

Braunerde, podsolig. Profil auf dem Rothaarsteig

Bodenprofil: Pseudogley

Pseudogley aus Lössfließerde über Fließerde aus Rückstandslehm im Aachener Stadtwald

Blick unter den Wald

Typischer Stauwasserboden

Typischer Stauwasserboden mit hellgrauem, deutlich nässegebleichtem Stauwasserleiter im Kottenforst bei Bonn

Waldzukunft = Zukunft für uns alle

Gesunde Wälder sind lebenswichtig für uns alle. Sie produzieren Sauerstoff, reinigen Wasser und Luft und binden CO2. Sie bieten vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum und uns Menschen einen Erholungsort. Bei Starkregen saugt der Waldboden wie ein riesiger Schwamm den Regen auf und verringert die Hochwassergefahr. Das im Boden gespeicherte Wasser hilft den Bäumen auch, Trockenperioden zu überstehen.
Der Wald gerät in den letzten Jahren zunehmend unter Druck. Trockenheit und Folgeerscheinungen wie Borkenkäferbefall führen zu großflächigen Waldschäden. Aber nicht nur der Klimawandel belastet unsere Wälder. Auch der erhöhte Schadstoff- und Nährstoffeintrag aus der Luft, wie z. B. durch Stickstoff kann die Waldböden und damit die Wälder schädigen. So führte in den 1980er-Jahren „saurer Regen“ zum großen „Waldsterben“.
Der Mensch greift seit Jahrtausenden ins Ökosystem Wald ein und wandelt fruchtbare Waldböden in Ackerland um oder versiegelt sie. Durch die forstwirtschaftliche Bodenbearbeitung, das Anlegen von Monokulturen sowie den Export von Schwachholz und Reisig werden unsere Böden übernutzt und nährstoffärmer. Die ursprüngliche Baumartenzusammensetzung kann dann nicht weiter bestehen. Unsachgemäßes Befahren mit schweren Maschinen ohne große Auflastfläche kann zudem den lockeren Waldboden verdichten – häufige Folge: Die Böden vernässen oberflächlich.

Wälder sind auch wirtschaftlich wichtig, denn sie liefern Bauholz. Der Großteil der Wälder in NRW wird forstlich genutzt. Wie es genau um unsere Wälder steht, wird durch die Bodenzustandserhebung bundesweit und auf Landesebene seit 1980 untersucht. Auftraggeber in NRW ist das Landwirtschaftsministerium. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) koordiniert die Durchführung. Gemeinsam mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW ist der GD NRW für die Erhebung der Daten im Gelände zuständig. Details und Infos stehen unter Dritte Bodenzustandserhebung im Wald (BZE III).

Seit 2009 misst der GD NRW im Auftrag des Umweltministeriums NRW zusätzlich die Bodenfeuchte an verschiedenen Standorten. Die Messwerte geben Auskunft über den Wasserhaushalt des Bodens. Inzwischen gibt es 24 Bodenfeuchte-Messstationen des GD NRW, des LANUV und der Landwirtschaftskammer NRW in unterschiedlichen Regionen des Landes, die verschiedene Bodentypen und -arten berücksichtigen. Darunter sind auch acht im Wald: im Kottenforst bei Bonn, in Viersen-Süchteln, in Münster (Station Münster II), in Arnsberg (Forst Herdringen), in Kranenburg, in Rott, in Kempen (Egge) und in Elberndorf (Rothaarsteig). Bei diesen Stationen mit Ausnahme vom Kottenforst, handelt es sich gleichzeitig um Flächen des intensiven Forstlichen Umweltmonitorings. Die neuesten Daten aller Messstationen gibt es unter: Aktuelle Messdaten der Bodenfeuchte. Borkenkäferkalamität

Große Kahlschlagfläche in Möhnesee (Kreis Soest) nach Borkenkäferkalamität 2019/2020. Im Hintergrund ein noch stehender abgestorbener Fichtenbestand, der ebenfalls im Dezember 2020 geräumt wurde.

Elementares Tool: Forstliche Boden- und Standortkarte

Um Wälder nachhaltig zu entwickeln und zu sichern, ist die Kenntnis des Bodens unerlässlich. Informationen zum Wasser- und Nährstoffhaushalt der Böden sind dabei von zentraler Bedeutung. Die großmaßstäbigen Karten des GD NRW im Informationssystem Bodenkarte zur Forstlichen Standorterkundung im Maßstab 1 : 5 000 (BK 5F) zeigen unter anderem die Bodenartenschichtung, den Grund- und Stauwassereinfluss sowie den Nährstoffhaushalt der Waldböden. Praxisorientierte Auswertungen liefern Forstleuten alle notwendigen Infos, um artenreiche, langfristig stabile und ertragreiche Wälder aufzubauen, gesund und klimaresistent.

Doch nicht jeder Baum gedeiht an jedem Platz optimal. Die Baumartenwahl sollte daher im Idealfall an Boden und Standort angepasst werden. Bodenwasser, Nährstoffe sowie das lokale Klima bestimmen, ob eine Baumart dauerhaft für einen Standort geeignet ist oder nicht. Je besser angepasst, desto größer ist der Holzzuwachs und umso geringer ist das Risiko von Waldschäden. Mit der Baumartenwahl treffen Forstleute eine Entscheidung für einen Zeitraum von hundert und mehr Jahren – der Gedanke der Nachhaltigkeit hat im Waldbau seit Jahrhunderten Tradition! Damit diese Entscheidungen fundiert sind, hat der GD NRW die Forstliche Standortkarte 1 : 5 000 (FSK 5) entwickelt. Sie erfasst das kleinräumige Bodenmosaik im Wald – parzellenscharf und sehr detailreich. In hoher Auflösung charakterisiert sie umfassend die Eigenschaften der Waldstandorte, von der Hangneigung über den Schattenwurf bis hin zu verschiedenen Klimaszenarien, und ist eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Waldbauplanung und Bewirtschaftung der Wälder (Waldbaukonzept NRW). Weitere Informationen, auch zur Nutzung der digitalen Karten unter Bodenkarte von NRW 1 : 5 000.

Wer wählt den Boden des Jahres?

Das Kuratorium Boden des Jahres ist ein Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Bundesverbandes Boden sowie des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling. Es präsentiert den Boden des Jahres jeweils zum Weltbodentag am 5. Dezember für das Folgejahr in Berlin mit der Förderung des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau.

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