Kationenaustauschkapazität
Böden können Anionen und Kationen mehr oder weniger reversibel an feste, immobile Oberflächen binden (adsorbieren) und so deren Auswaschung verzögern oder verhindern. In Böden überwiegen Partikel mit negativ geladenen Oberflächen, die als Kationenaustauscher wirken. Kationenaustauscher dienen als Reservoir für Pflanzennährstoffe, die durch Ionenaustauschvorgänge nach und nach an die Bodenlösung abgegeben und von den Wurzeln aufgenommen werden können. Diese Kationenaustauschkapazität hängt ab von der Art und der Menge der Tonminerale, vom Gehalt an organischer Substanz und ihrer Zusammensetzung sowie untergeordnet vom Schluffgehalt und vom Anteil pedogener Oxide. Die Fähigkeit, Kationen zu adsorbieren hängt bei pedogenen Oxiden und der organischen Substanz vom pH-Wert ab, sie steigt mit steigendem pH-Wert. Mit dem pH-Wert ändert sich auch die Belegung der Kationenaustauscher. So überwiegen in basischen bis schwach sauren Böden die Kationen Ca2+, Mg2+, K+ und Na+ am Kationenbelag der Austauscher; in stark sauren Böden herrschen H+ und Al 3+ vor.
Die Kationenaustauschkapazität eines Bodens kennzeichnet die austauschbare
Kationenmenge (cmol+) bezogen auf eine
bestimmte Bodenmasse (kg Boden). Sie wird als potentielle Kationenaustauschkapazität
bei einem pH-Wert von pH 8,2 durch Austausch der Kationen gegen eine
gepufferte Salzlösung wie 0,1-molare BaCl2-Triäthanolamin oder
1-molare NH4-Acetat bestimmt. Als effektive Kationenaustauschkapazität wird sie
beim aktuellen pH-Wert des jeweiligen Bodens durch Austausch der Kationen gegen
eine ungepufferte Salzlösung wie 0,5-molare NH4Cl bestimmt. Die
potentielle Kationenaustauschkapazität schwankt in Abhängigkeit vom Tongehalt
der Böden ganz erheblich: in Tonböden kann sie über 20 cmol+/kg
Boden liegen, in humusarmen Sandboden häufig unter 0,5 cmol+/kg
Boden. Für mitteleuropäische Böden mit überwiegend illitischen
Tonen kann sie nach DIN 4220 aus den Ton- und Schluffgehalten
einer Körnungsanalyse durch folgende empirische Gleichung ermittelt werden:
Kationenaustauschkapazität
(cmol+/kg) = 0,5 * Tongehalt + 0,05 * Schluffgehalt.
Die Angaben zur potentiellen Kationenaustauschkapazität der digitalen Bodenkarte werden aus dem Tongehalt, dem Schluffgehalt und dem Gehalt an organischer Substanz der Schichteinschreibungen in cmol+/kg berechnet. In Bodenkarten wird der Humusgehalt nur dann ausgewiesen, wenn er von 1,5 % für Acker und von 2,5 % für Grünland deutlich abweicht; fehlen Angaben zum Humusgehalt, wird mit diesen Mittelwerten gerechnet. Die schichtspezifischen Werte werden bei einer einheitlichen Lagerungsdichte von 1,55 kg/dm3 über eine Bezugstiefe aufsummiert. Daraus ergibt sich die Einheit mol+/m2 bezogen auf die gewählte Tiefe.
Wenn für einen Boden die potentielle Kationenaustauschkapazität und der pH-Wert (in CaCl2) vorliegen, dann kann durch Multiplikation der potentiellen Kationenaustauschkapazität mit den Faktoren aus Tabelle 1 die effektive Kationenaustauschkapazität abgeleitet werden.
Tabelle 1: Faktoren zur Ableitung der effektiven Kationenaustauschkapazität aus der potentiellen Kationenaustauschkapazität in Abhängigkeit vom pH-Wert (in CaCl2)
pH-Wert (in CaCl2) |
>= 7,5 |
7,5 bis 6,5 |
6,5 bis 5,5 |
5,5 bis 4,5 |
4,5 bis 3,5 |
< 3,5 |
Faktor |
1,0 |
0,8 |
0,6 |
0,4 |
0,25 |
0,15 |
Klassifikation und Farbzuweisung in der Karte der Kationenaustauschkapazität |
|||||
bis 40 |
40 bis 80 |
80 bis 160 |
160 bis 320 |
320 bis 640 |
über 640 |
sehr gering |
gering |
mittel |
hoch |
sehr hoch |
extrem hoch |
rotbraun |
rot |
orange |
gelb |
hellgrün |
grün |
Zu den Einheiten:
1 cmol+/kg = 10 mmol+/kg
= 10 µmol+/g
Anstelle von mol+ nach DIN findet
sich gleichbedeutend auch: molc,
mol(IÄ), mol(eq) oder val.
Weil
die potentielle Kationenaustauschkapazität vor allem in älterer Literatur
mit dem T-Wert gleichgesetzt wird, folgt hier eine kurze
Erläuterung verwandter Begriffe:
S- Wert = Menge der austauschbar gebundenen basisch wirkenden Kationen (sorbierten Basen) Ca2+, Mg2+, K+, Na+, in mmol+ je 100 g trockener Boden
H- Wert = Menge der austauschbar gebundenen, versauernd wirkenden Kationen H+, Al3+, Fe3+, Mn2+, in mmol+ je 100 g trockener Boden
T- Wert = Menge der austauschbar gebundenen basisch und
versauernd
wirkenden Kationen in mmol+ je 100 g trockener Boden
= Summe aus S-Wert und H-Wert: T-Wert = S-Wert + H-Wert
= Kationenaustauschkapazität
V-Wert = prozentualer Anteil der austauschbaren
basischen Kationen (S-Wert) an der Gesamtmenge der austauschbaren Kationen
(T-Wert) in %
und damit quantitatives Maß für den
Sättigungsgrad eines Bodens an basischen Kationen gegenüber der Gesamtmenge an
Kationen.
= Basensättigung
= S-Wert / T-Wert * 100 = S-Wert / (S-Wert + H-Wert) * 100
Für die effektive Kationenaustauschkapazität sind die Begriffe wie folgt
definiert:
Ma =
Summe der austauschbar gebundenen, versauernd wirkenden Kationen H+,
Al3+, Fe3+, Mn2+ in mmol+ je kg trockener
Boden
Mb = Summe der austauschbar
gebundenen, basisch wirkenden Kationen Ca2+, Mg2+,
K+, Na+ in mmol+
je kg trockener Boden
KS =
prozentualer Anteil der austauschbar gebundenen, versauernd wirkenden
Kationen, Ma, an der gesamten effektiven Kationenaustauschkapazität
= Ma * 100 / (Ma + Mb)
KB =
Basensättigung
= prozentualer Anteil der austauschbar gebundenen, basisch wirkenden
Kationen, Mb, an der gesamten effektiven
Kationenaustauschkapazität
= Mb * 100 / (Ma + Mb)