Geologischer Dienst
Nordrhein-Westfalen
– Landesbetrieb –

Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW

Naturraum Ruhrgebiet

Geologie

Das Steinkohlengebirge ist das wesentliche geologische Element im Untergrund des Ruhrgebiets. Es entstand vor ca. 320 – 310 Mio. Jahren im Oberkarbon (Erdaltertum; Karbon: 361 – 299 Mio. J. v. h.) und besteht aus einer bis über 2 500 m mächtigen Wechselfolge von Ton-, Schluff- und Sandsteinen mit eingelagerten Steinkohlenflözen. Gegen Ende des Karbons wurden die Ablagerungen durch gebirgsbildende Vorgänge gefaltet, zerbrochen und in zahlreiche Graben- und Horstschollen zerlegt. Schichten des Karbons stehen oberflächennah im Untergrund des Berglandes beiderseits der Ruhr an. Nach Norden zu, etwa ab der Wasserscheide zwischen Ruhr und Emscher, werden sie von einem in dieser Richtung immer mächtiger werdenden (am Nordrand des Ruhrgebietes bis über 1 000 m), weitgehend ungefalteten Deckgebirge überlagert. Es besteht oberflächennah zumeist aus Schichten der Oberkreide, im äußersten Nordwesten auch der Unterkreide (Erdmittelalter; Kreide: 145 – 66 Mio. J. v. h.). Im Westen des Ruhrgebiets sind auch Ablagerungen des Zechsteins (Erdaltertum; Perm: 299 – 252,5 Mio. J. v. h.), des Buntsandsteins, des Muschelkalk und des Keupers (Erdmittelalter; Trias: 252,5 – 201,5 Mio. J. v. h.) sowie des Tertiärs (Erdneuzeit; 66 – 2,6 Mio. J. v. h.) anzutreffen. Großflächig verbreitet sind an der Geländeoberfläche Lockergesteine des Quartärs (2,6 Mio. J. v. h. bis heute). Es handelt sich um Tone, Schluffe, Sande und Kiese unterschiedlicher Entstehung, die bis über 20 m mächtig werden können.

Grundwasser

Der hohe Trink- und Brauchwasserbedarf im Ballungsraum Ruhr wird durch intensive Nutzung sowohl der gut durchlässigen Flusskiese und -sande von Rhein und Ruhr im Westen und Süden des Ruhrgebietes als auch der kreidezeitlichen Sande der Haltern-Formation im Norden abgedeckt. Die Leistung der meisten Wasserwerke wird durch künstliche Wasseranreicherung erhöht. Mineralwasservorkommen in Schichten der Oberkreide und des Karbons sind durch mehrere Betriebe erschlossen.

Lagerstätten

Die Steinkohlengewinnung in der größten nutzbaren Steinkohlenlagerstätte Deutschlands begann im ausgehenden Mittelalter und wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts großindustriell betrieben. Der fortschreitende Abbau der Steinkohle führte zur Verlagerung der Bergbauzone immer weiter nach Norden und zum Vordringen in immer größere Tiefen. Die Steinkohlenförderung erreichte im Ruhrgebiet ihren Höhepunkt in den 1950er-Jahren mit rund 130 Mio. Tonnen. Bis zum Jahr 2013 ging sie auf 8 Mio. Tonnen zurück. Im Jahr 2018 endete der Steinkohlenbergbau in Nordrhein-Westfalen und damit in ganz Deutschland. Karbon-Sandsteine – der sogenannte Ruhrsandstein – wurde früher in großem Umfang gewonnen. Heute (Stand 2021) sind nur noch wenige Betriebe aktiv. Rohstoffe für die Bauindustrie werden in großen Kiesbaggereien aus den Flussablagerungen beiderseits des Rheins gewonnen.

Böden

Der hügelige Südteil vom Ruhrtal bis zur Linie Oberhausen – Dortmund ist mit Löss, einer eiszeitlichen Windablagerung, bedeckt. Aus Löss haben sich fruchtbare Braunerden und Parabraunerden entwickelt. Soweit sie nicht überbaut sind, werden sie bevorzugt als Acker- oder Gartenland genutzt. Weiter nördlich bilden sandige Ablagerungen sehr nährstoffarme Podsole, die häufig bewaldet sind. Aus sandig-lehmigen bis lehmig-tonigen Ablagerungen nördlich der Emscher haben sich Braunerden mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften entwickelt. Stellenweise stauen dichte Bodenschichten das Niederschlagswasser. Solche zeitweise vernässten Böden heißen Pseudogleye. Die grundwassererfüllten Böden der Rinnen, Mulden und Täler werden Gleye genannt. In den Talniederungen von Ruhr, Emscher und Lippe entstanden aus angeschwemmtem Bodenmaterial fruchtbare Auenböden.

Baugrund

Im Ruhrgebiet sind im Süden der oberkarbonische Fels, im Norden die teilweise verfestigten Schichten der Oberkreide für Bauwerksgründungen wegen ihrer hohen Tragfähigkeit besonders gut geeignet. Die überlagernden Lockergesteine aus Verwitterungslehm, Grundmoräne, Terrassensand und -kies sind als gut tragfähiger Baugrund zu beurteilen. Die unmittelbar darüber, an der Geländeoberfläche lagernden Lösse und Auenlehme sind jedoch nur mäßig tragfähig. Die Bemessung der Fundamente und die zulässige Bodenpressung können entsprechend den Vorgaben und Bedingungen der DIN 1054 „Zulässige Belastung des Baugrunds“ ermittelt werden. In den Tälern ist hochstehendes Grundwasser zu berücksichtigen. Einwirkungen aus untertägigem Bergbau auf die Geländeoberfläche und auf Bauwerke müssen örtlich beachtet werden. Die bauliche Nutzung der weitverbreiteten Auffüllungsflächen bereitet besondere Probleme. Im Süden besteht die Möglichkeit von Tagesbrüchen infolge ehemaligen oberflächennahen Bergbaus.

Erläuterungen zum Kartenprojekt Ruhrgebiet

Integrierte geologische Landesaufnahme in Nordrhein-Westfalen – Erläuterungen zum Kartierprojekt Ruhrgebiet

Hinweis

Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen und Daten übernimmt der GD NRW keine Gewähr.
Die Text- und Karteninformationen sind stark generalisiert. Sie ersetzen weder geowissenschaftliche Untersuchungen vor Ort noch fachliche Beratung, Stellungnahmen oder Begutachtungen. Sie basieren zum großen Teil auf einer Bearbeitung aus dem Jahr 2005. Seit 2016, mit Neuauflage der Anwendung, werden die Texte aktualisiert und fehlende Gemeindebeschreibungen ergänzt.

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