Geologischer Dienst
Nordrhein-Westfalen
– Landesbetrieb –

Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW

Legenden der Kartendienste (WMS): GÜK 500 HÜK 500

Beckum

Naturraum

Die Stadt Beckum (Kreis Warendorf) liegt im zentralen Münsterländer Kreide-Becken.
Naturraumbeschreibung: Münsterland

Geologie

Der oberflächennahe Untergrund von Beckum wird im Wesentlichen von Ablagerungen der Quartär-Zeit (Erdneuzeit; Eiszeitalter; 2,6 Mio. J. v. h. bis heute) aufgebaut. Die weiteste Verbreitung hat die Grundmoräne der vorletzten Eiszeit, der sogenannten Saale-Kaltzeit, die vor mehr als 150 000 Jahren entstand, als sich das nordische Inlandeis, das das gesamte Münsterland bedeckte, zurückzog. Die Grundmoräne besteht aus Ton, Schluff, Sand und Steinen, in denen vereinzelt auch größere Findlinge auftreten. Oberflächennah ist die kalkhaltige Grundmoräne zu kalkfreiem Geschiebelehm verwittert. Unter der Grundmoräne – und dort wo diese fehlt, auch direkt an der Geländeoberfläche – liegen Festgesteine der Kreide-Zeit (Erdmittelalter; Kreide: 145 – 66 Mio. J. v. h.). Es sind über 75 Mio. Jahre alte Kalk- und Mergelsteine der Oberkreide-Zeit. Damals war das gesamte Münsterland vom Meer überflutet. Die kreidezeitlichen Gesteine bauen bis in eine Tiefe von mehr als 700 m das schüsselförmige Münsterländer Kreide-Becken auf. Darunter folgen steinkohleführende Sand- und Schluffsteine der Karbon-Zeit (Erdaltertum; 361 – 299 Mio. J. v. h.). Sie entstanden vor über 307 Mio. Jahren während des Oberkarbons, im Bereich einer flachen, ständig absinkenden Küste. Dort wuchsen ausgedehnte Moore und Wälder, deren Biomasse später zur Steinkohle wurde.

Grundwasser

Quartärzeitliche Lockergesteine im Raum Beckum haben wegen ihrer geringen Mächtigkeit und ungünstigen Beschaffenheit als Grundwasserleiter keine Bedeutung. Im zentralen Stadtbereich bilden Mergel- und Mergelkalksteine der Oberkreide-Zeit den einzigen Grundwasserleiter. Die Durchlässigkeit im oberflächennahen Auflockerungsbereich und ihre Wasserführung auf Klüften erlauben zum Teil beträchtliche Grundwasserentnahmen. Die Gesteine werden in großem Ausmaß abgebaut, wobei die langjährige Wasserhaltung in den Steinbrüchen in deren Umgebung zu einer Grundwasserabsenkung geführt hat. In den tieferen Kreide- und Karbon-Schichten kommt Grundwasser vor, das stark versalzt und daher wasserwirtschaftlich bedeutungslos ist.

Lagerstätten

Den wichtigsten Rohstoff im Raum Beckum bilden die Kalk- und Kalkmergelsteine der Oberkreide-Zeit. Diese werden rund um das bebaute Stadtgebiet und auch im Stadtteil Neubeckum in zahlreichen, ausgedehnten Steinbrüchen gewonnen und in mehreren großen Werken zu Zement verarbeitet. Die Beckumer Zementwerke erzeugen daraus pro Jahr rund 4 Mio. Tonnen Portlandzement und andere Spezialzemente. Steinkohle kommt im Raum Beckum unterhalb von etwa 700 m Tiefe vor. Die Abbaufelder der Zeche „Westfalen“ in Ahlen, die im Jahr 2000 geschlossen wurde, berühren gerade noch die westlichsten Randbereiche des Beckumer Stadtgebietes, unter dem aber nie Steinkohlenabbau betrieben wurde.

Böden

Im gesamten Stadtgebiet liegen flach bis mittelgründige tonige Lehmböden vor. Diese steinigen und kalkhaltigen Böden werden Rendzina genannt. Sie haben eine geringe bis mittlere Ertragsfähigkeit und sind dürreempfindlich. Die Rendzinen sind eng mit mittelgründigen, tonig-lehmigen Braunerden vergesellschaftet. Diese Böden haben eine mittlere Ertragsfähigkeit, jedoch sind sie nur nach Abtrocknung bei noch ausreichender Bodenfeuchte bearbeitbar. Sie weisen eine geringe bis mittlere Wasserdurchlässigkeit auf, zum Teil herrscht im Unterboden schwache Staunässe. Weit verbreitet sind Böden aus tonreichem Verwitterungsmaterial der kreidezeitlichen Gesteine oder aus Geschiebelehm der Grundmoräne, die für das Sickerwasser schwer durchlässig sind. Diese staunassen Böden werden Pseudogleye genannt. Ihre Bearbeitung ist durch zeitweilige Vernässung erschwert. Sie weisen eine geringe bis mittlere, jedoch unsichere Ertragsfähigkeit auf. Deshalb werden sie oft als Grünland oder Wald genutzt.

Baugrund

Das aus Kalkmergel-, Kalk-, Mergelkalk- und Sandmergelstein bestehende Festgestein ist im Allgemeinen sehr gut tragfähig und daher für Bauwerksgründungen generell gut geeignet. Auch im Verwitterungsbereich dieser Gesteine können Gründungen entsprechend den Vorgaben und Bedingungen der DIN 1054 „Zulässige Belastung des Baugrunds“ vorgenommen werden. Die Grundmoräne ist bei fachgerechter Bearbeitung zur Aufnahme von mäßigen Bauwerkslasten geeignet. Im Lehm der Talbereiche sind gering bis mäßige, in den sandigen Lagen auch größere Belastungen des Baugrunds möglich. In den Tälern kann zeitweise hochstehendes Grundwasser die Baugründungen beeinflussen.

Ob im Stadtgebiet ein vom Untergrund ausgehendes Gefährdungspotenzial bekannt ist, erfahren Sie auf dem Internetportal „Gefährdungspotenziale des Untergrundes in Nordrhein-Westfalen“ (GDU).

Hinweise zum geothermischen Potenzial des Untergrundes im Stadtgebiet erhalten Sie auf dem Internetportal „Geothermie in NRW“.

Geowissenschaftliche Karten zum Raum Beckum

Frei zugängliche Karten und Informationen unter Onlinedienste des Geologischen Dienstes

Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4112 Warendorf
Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4114 Rheda-Wiedenbrück
Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4312 Hamm
Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4314 Beckum
Geologische Karte 1 : 100 000 Blatt C 4310 Münster
Geologische Karte 1 : 100 000 Blatt C 4314 Gütersloh
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4112 Warendorf
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4114 Rheda-Wiedenbrück
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4312 Hamm
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4314 Beckum
Hydrogeologische Karte 1 : 50 000 Blatt L 4314 Beckum
Geologische Karte des Ruhrkarbons 1 : 100 000 Blatt 0003 Ruhrkarbon

Bestellung über den Geoshop des Geologischen Dienstes

Hinweis

Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen und Daten übernimmt der GD NRW keine Gewähr.
Die Text- und Karteninformationen sind stark generalisiert. Sie ersetzen weder geowissenschaftliche Untersuchungen vor Ort noch fachliche Beratung, Stellungnahmen oder Begutachtungen. Sie basieren zum großen Teil auf einer Bearbeitung aus dem Jahr 2005. Seit 2016, mit Neuauflage der Anwendung, werden die Texte aktualisiert und fehlende Gemeindebeschreibungen ergänzt.

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