Geologischer Dienst
Nordrhein-Westfalen
– Landesbetrieb –

Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW

Legenden der Kartendienste (WMS): GÜK 500 HÜK 500

Lichtenau

Naturraum

Die Stadt Lichtenau liegt am Südostrand der Westfälischen Bucht.
Naturraumbeschreibung: Ostwestfälisches Hügelland

Geologie

Der Untergrund von Lichtenau wird von Gesteinen des Erdmittelalters aufgebaut. Überwiegend sind das Kalk- und Mergelsteine aus der Oberkreidezeit, denen zur Tiefe hin Sandsteine aus der Zeit der Unterkreide folgen. Die kalkigen Gesteine bauen im Westen des Stadtgebietes die Paderborner Hochfläche auf. Infolge ihrer unterschiedlichen Härte haben sich durch Verwitterung Schichtstufen ausgebildet. Typisch für diese Landschaft sind auch Trockentäler und Erdfälle. Im klüftigen Kalkstein versickert das Niederschlagswasser sehr schnell. Im tieferen Untergrund wird das Gestein zum Teil gelöst. Die gebildeten Hohlräume brechen nach, Erdfälle entstehen. Schichten des beginnenden Erdmittelalters, des Buntsandsteins treten bei Kleinenberg zu Tage. Die Gesteinsschichten sind im Bereich der Paderborner Hochfläche generell schwach nach Nordwesten geneigt. In der Egge dagegen wurden sie durch gebirgsbildende Kräfte verstellt und in Bruchschollen zerlegt. Über den Festgesteinen finden sich nur gelegentlich Ablagerungen des Eiszeitalters, wie zum Beispiel Findlinge oder der durch den Wind abgelagerte Löss.

Grundwasser

"Soratfeld", dürres Feld, nennt man die sanftwellige Hochfläche von Lichtenau. Die Armut an Oberflächengewässern ist kennzeichnend für die hydrogeologischen Verhältnisse dieser Landschaft. Zwar entspringen den klüftigen Sandsteinen der Egge zahlreiche Bäche, so der Ellerbach, das Schmittwasser und die Sauer, jedoch fallen sie schon nach kurzem Lauf wieder trocken. Ihr Wasser versinkt in den verkarsteten Kalksteinen des späten Erdmittelalters, der Oberkreide. Als Karstgrundwasser setzt es in unterirdischen Gerinnen seinen Weg fort und tritt nach zwei bis drei Tagen in den Karstquellen Borchens und Paderborns wieder zutage. Aus den Kalksteinen der Oberkreide werden durch das Wasserwerk Blindeborn die Orte Husen, Atteln und Henglarn mit Trinkwasser versorgt. Die meisten Gemeinden der Stadt Lichtenau beziehen ihr Trinkwasser aus den Sandsteinen der Unterkreide, über die Wasserwerke Kleinenberg und Herbram-Buchlieth. Blankenrode fördert Trinkwasser durch eine 123 m tiefe Bohrung aus Gesteinen Erdmittelalters, dem Mittleren Buntsandstein.

Lagerstätten

Von den Steine-und-Erden-Vorkommen der Stadt Lichtenau sind vor allem die verschiedenen Sandstein- sowie Kalk-, Mergelkalk- und Kalkmergelsteinvorkommen zu nennen. Sie wurden früher vor allem für den Bau von Häusern und Scheunen, für den Straßen- und Wegebau sowie als Schüttmaterial verwendet. Südlich vom Ortsteil Blankenrode wurde bis 1927 eine an den "Westheimer Abbruch" gebundene Galmeilagerstätte, ein Zinkerz, abgebaut (Tagebau "Bleikuhlen"). Obwohl noch etwa 15000 t Zinkvorräte vorhanden sein dürften, hat dieses Vorkommen keine wirtschaftliche Bedeutung mehr.

Böden

Auf der Schichtstufenlandschaft aus kreidezeitlichem Kalkgestein im Westteil des Stadtgebietes kommen großflächig mittelgründige Braunerden vor. Häufig sind in den Oberböden Löss-Beimengungen enthalten. Diese Böden werden - bei einer gewissen Dürregefährdung - großflächig ackerbaulich genutzt. Auf Steilhängen oder Kuppen tritt das Kalkgestein fast bis an die Oberfläche; hier haben sich flachgründige, steinige Kalksteinböden, die Rendzinen, gebildet. Örtlich sind tiefgründige, schluffreiche Braunerden und Parabraunerden entstanden. In den Trockentälern hat sich erodiertes humoses Bodenmaterial als Kolluvium gesammelt, während sich in den Tälern der Altenau und ihrer Zuflüsse als Grünland genutzte Grundwasserböden, die Gleye, oder Auenböden mit tieferen Grundwasserständen gebildet haben. Im Nordostteil des Stadtgebietes überwiegen tiefgründige, aber basenarme Braunerden aus schluffigem Lehm und durch Humus- und Eisenauswaschung gekennzeichnete Podsol-Braunerden. Hier stocken großflächig Fichtenforste (Staatsforst Neuenheerse). Der Südostteil zeigt bei kleinräumigem Wechsel verschiedenartiger Festgesteine und Deckschichten ein Mosaik unterschiedlichster Böden. Podsole und Podsol-Braunerden über Sandsteinen wechseln ab mit Braunerden aus Kalksteinverwitterungslehm, Lösslehmreichen Staunässeböden und sehr tonreichen Böden. In den grünlandgenutzten Niederungen überwiegen Gleye. Örtlich finden sich Niedermoore, die teilweise unter Naturschutz gestellt sind (Bülheimer Heide, Schwarzes Bruch, Eselsbett).

Baugrund

Der aus Ton-, Schluff-, Sand-, Kalk- und Mergelstein bestehende Fels ist im allgemeinen sehr gut tragfähig und daher für Bauwerksgründungen generell gut geeignet. Im Kalk- und Mergelstein sind sehr häufig Auslaugungshohlräume vorhanden. Diese müssen erkundet und gegebenenfalls mit Beton beziehungsweise anderem Bodenersatz verfüllt werden. Auch im Verwitterungsbereich dieser Gesteine können Gründungen entsprechend den Vorgaben und Bedingungen der DIN 1054 "Zulässige Belastung des Baugrunds" vorgenommen werden. In Hanglagen kann teilweise Baugrundersatz oder Pfeilergründung notwendig sein. Im Auenlehm der Talbereiche sind nur geringe bis mäßige, in sandigen und kiesigen Lagen aber auch größere Belastungen des Baugrunds möglich. In den Tälern kann zeitweise hochstehendes Grundwasser die Bauwerke beeinflussen.

Ob im Gemeindegebiet ein vom Untergrund ausgehendes Gefährdungspotential bekannt ist, erfahren Sie auf dem Internetportal „Gefährdungspotenziale des Untergrundes in Nordrhein-Westfalen“ (GDU).
Hinweise zum geothermischen Potenzial des Untergrundes im Gemeindegebiet erhalten Sie auf dem Internetportal „Geothermie in NRW“.

Geowissenschaftliche Karten zum Raum Lichtenau

Geologische Karte 1:25.000 Blatt 4318 Borchen
Geologische Karte 1:25.000 Blatt 4319 Lichtenau
Geologische Karte 1:25.000 Blatt 4418 Wünnenberg
Geologische Karte 1:25.000 Blatt 4419 Kleinenberg
Geologische Karte 1:25.000 Blatt 4420 Peckelsheim
Geologische Karte 1:100.000 Blatt 4318 Paderborn
Geologische Karte 1:100.000 Blatt 4718 Korbach
Bodenkundliche Karte 1:50.000 Blatt 4318 Paderborn
Bodenkundliche Karte 1:50.000 Blatt 4518 Marsberg
Bodenkundliche Karte 1:50.000 Blatt 4520 Warburg
Hydrogeologische Karte 1:50.000 Blatt 4318 Paderborn
Kostenfreie und kostenpflichtige Karten & Daten

Hinweis

Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen und Daten übernimmt der GD NRW keine Gewähr.
Die Text- und Karteninformationen sind stark generalisiert. Sie ersetzen weder geowissenschaftliche Untersuchungen vor Ort noch fachliche Beratung, Stellungnahmen oder Begutachtungen. Sie basieren zum großen Teil auf einer Bearbeitung aus dem Jahr 2005. Seit 2016, mit Neuauflage der Anwendung, werden die Texte aktualisiert und fehlende Gemeindebeschreibungen ergänzt.

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