Geologischer Dienst
Nordrhein-Westfalen
– Landesbetrieb –

Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW

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Bönen

Naturraum

Die Gemeinde Bönen (Kreis Unna) liegt am Südrand des Münsterländer Kreide-Beckens, im Übergangsgebiet zwischen Ruhrgebiet und Soester Börde.
Naturraumbeschreibung: Münsterland

Geologie

Der Untergrund des Gemeindegebietes besteht überwiegend aus Lockergesteinen der Quartär-Zeit (Erdneuzeit; Eiszeitalter; 2,6 Mio. J. v. h. bis heute). In Baugruben sind häufig Reste der Grundmoräne anzutreffen, die aus einem Gemisch aus Tonen, Schluffen und Sanden (Geschiebelehm) bestehen, in die vereinzelt Feuersteine und Findlinge eingelagert sind. Hierbei handelt es sich um Material, das während der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Kaltzeit, vor über 150 000 Jahren von nordischen Inlandeisgletschern abgesetzt wurde. Während der letzten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit, die vor 12 000 Jahren endete, herrschte trockenes, kaltes Tundrenklima, das mit dem im heutigen Sibirien vergleichbar ist. In den Auftauperioden wurden damals in den Flusstälern großflächig Sande und Kiese der sogenannten Niederterrassen aufgeschüttet. Aus den vegetationslosen Flussbetten wehten starke Winde Flugsand, Sandlöss und Löss (Flugstaub) aus, die weite Teile des Gemeindegebietes bedeckten. In der Aue der Seseke und ihrer Nebenbäche sind als jüngste Ablagerungen Sande und schluffige Tone (Auensande und -lehme), in die auch Torf eingeschaltet sein kann, weit verbreitet. Deren Ablagerung hält auch heute noch an. Unter den Lockergesteinen der Quartär-Zeit liegen bis zu 400 m mächtige kalkhaltige und mergelige Gesteine der Oberkreide-Zeit (Erdmittelalter; Kreide: 145 – 66 Mio. J. v. h.). Die Sandmergel-, Tonmergel- und Kalksteine wurden vor über 70 Mio. Jahren abgelagert, als das gesamte Münsterland vom Meer überflutet war. Sie werden unterlagert von bis zu 2 500 m mächtigen Schichtenfolgen aus Ton-, Schluff- und Sandsteinen mit eingelagerten Steinkohleflözen, die vor über 299 Mio. Jahren in der Karbon-Zeit (Erdaltertum; Karbon: 361 – 66 Mio. J. v. h.) entstanden sind. Unter feuchtwarmen Klimabedingungen bildeten sich in einem flachen, ständig absinkenden Küstenbereich Waldmoore und Moorseen, die immer wieder durch Meereseinbrüche von Sand-, Schluff- und Tonschichten überdeckt wurden. Im Laufe der Erdgeschichte versank diese Ablagerungsfolge in größere Tiefen. Unter dem Druck der später darüber abgelagerten Schichten entwickelten sich aus den Torflagern Steinkohleflöze.

Grundwasser

In den quartärzeitlichen Lockergesteinen kommt Grundwasser in geringen Mengen vor. Die darunter folgenden sandig-mergeligen-kalkigen Schichten der Oberkreide-Zeit enthalten nutzbares Grundwasser lediglich in ihrem oberen Verwitterungsbereich. Die tiefer liegenden Schichten der Oberkreide- und der Karbon-Zeit führen lediglich versalztes Grundwasser.

Lagerstätten

Zwischen 200 und 400 m unter der Erdoberfläche beginnen die steinkohleführenden Schichten der Oberkarbon-Zeit. Seit der Stilllegung des Bergwerkes Königsborn im Jahr 1977 findet kein Abbau von Steinkohle mehr statt. Verwitterte kreidezeitliche Mergelsteine sowie zu Lösslehm verwitterter Löss und Lehm aus der eiszeitlichen Grundmoräne können bei der Ziegelherstellung verwendet werden. Sande und Kiese der Niederterrassen der Seseke stellen einen wertvollen Rohstoff für die Bauindustrie dar. Zurzeit findet auf dem Gebiet der Gemeinde Bönen kein Abbau mineralischer Rohstoffe statt.

Böden

Im nördlichen Gemeindegebiet haben sich auf verwitterten Mergelsteinen der Oberkreide-Zeit und dem Geschiebelehm der eiszeitlichen Grundmoräne großflächig gering wasserdurchlässige Böden, die Pseudogleye, gebildet. Für diesen Bodentyp ist eine ausgeprägte Staunässe und zeitweilige Vernässung bis in den Oberboden charakteristisch. Sie werden als Grünland oder Acker genutzt. Auf den im südlichen Gemeindegebiet vorherrschenden Lössflächen haben sich Braunerden und Parabraunerden entwickelt. Die Böden sind mäßig nährstoffreich, weisen einen ausgeglichenen Wasserhaushalt auf und werden durchweg ackerbaulich genutzt. In den Niederungsbereichen, wo das Grundwasser dicht an der Oberfläche steht, haben sich Gleye gebildet. Im engeren Bereich der Seseke und ihrer Zuflüsse ist jedoch durch menschliches Einwirken der Grundwasserstand auf 13 – 20 dm unter Geländeoberfläche abgesenkt worden. Hier wurden die natürlicherweise nur als Grünland nutzbaren Böden häufig in Ackerland umgewandelt. Künstlich verändert sind die Böden im Bereich der Bergehalden des Steinkohle-Bergbaus, der Industrieanlagen, der Aufschüttflächen und Deponien.

Baugrund

Die Grundmoräne ist ein mäßig bis gut, der Löss nur ein mäßig tragfähiger Baugrund. Fachgerechte Erdarbeiten sind in diesen bindigen Schichten sehr wichtig. In den Sand- und Kiesablagerungen der Flüsse sind größere Belastungen des Baugrunds möglich. Die darunterliegenden Mergel-, Sandmergel- und Kalksteine der Oberkreide sind im Allgemeinen sehr gut tragfähig und daher für Bauwerksgründungen generell gut geeignet. Die Bemessung der Fundamente und die zulässige Bodenpressung können entsprechend den Vorgaben und Bedingungen der DIN 1054 „Zulässige Belastung des Baugrunds“ ermittelt werden. Eventuelle Bergbaueinflüsse auf Bauwerke sind bei Planungen zu berücksichtigen.

Ob im Gemeindegebiet ein vom Untergrund ausgehendes Gefährdungspotential bekannt ist, erfahren Sie auf dem Internetportal „Gefährdungspotenziale des Untergrundes in Nordrhein-Westfalen“ (GDU).
Hinweise zum geothermischen Potenzial des Untergrundes im Gemeindegebiet erhalten Sie auf dem Internetportal „Geothermie in NRW“.

Geowissenschaftliche Karten zum Raum Bönen

Frei zugängliche Karten und Informationen unter Onlinedienste des Geologischen Dienstes

Geologische Karte 1 : 25 000 [PR] Blatt 4312 Hamm
Geologische Karte 1 : 25 000 [PR] Blatt 4412 Unna
Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4312 Hamm
Geologische Karte 1 : 50 000 [IGL] Blatt L 4512 Unna
Geologische Karte 1 : 100 000 Blatt C 4310 Münster
Geologische Karte 1 : 100 000 Blatt C 4710 Dortmund
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4312 Hamm
Bodenkundliche Karte 1 : 50 000 Blatt L 4512 Unna
Geologische Karte des Rheinisch-Westfälischen Steinkohlengebietes 1 : 10 000 Blatt 4003 Kamen
Geologische Karte des Rheinisch-Westfälischen Steinkohlengebietes 1 : 10 000 Blatt 5003 Rhynern
Geologische Karte des Ruhrkarbons 1 : 100 000 Blatt 0003 Ruhrkarbon

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Hinweis

Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen und Daten übernimmt der GD NRW keine Gewähr.
Die Text- und Karteninformationen sind stark generalisiert. Sie ersetzen weder geowissenschaftliche Untersuchungen vor Ort noch fachliche Beratung, Stellungnahmen oder Begutachtungen. Sie basieren zum großen Teil auf einer Bearbeitung aus dem Jahr 2005. Seit 2016, mit Neuauflage der Anwendung, werden die Texte aktualisiert und fehlende Gemeindebeschreibungen ergänzt.

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