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Inhalt

Plaggenesch über humoser Braunerde aus Plaggenauflage (Holozän) über Geschiebesand (Pleistozän), darunter Halterner Sand (Oberkreide)

Lackprofil GD072
GD072
Tiefe Horizont Bodenart und Substrat Bodenentwicklung
0 – 28 cm E humoser, sehr schwach feinkiesiger feinsandiger Mittelsand, aus Plaggenauflage aus Plaggenwirtschaft hervorgegangene braune Plaggenauflage mit typischen Holzkohle- und vereinzelten Ziegelresten
28 – 35 cm fAh-E stark humoser, sehr schwach feinkiesiger feinsandiger Mittelsand,
aus Plaggenauflage
dunkelbraune Plaggenauflage mit typischen Holzkohle- und vereinzelten Ziegelresten, ehemaliger Oberboden
35 – 55 cm II Bhv schwach humoser, sehr schwach feinkiesiger feinsandiger Mittelsand,
aus Geschiebesand
durch Verwitterung verbraunter und verlehmter Horizont mit Humusinfiltration und eingewaschenen Holzkohleresten aus dem oberen Profilbereich
55 – 80 cm III Chv sehr schwach humoser, sehr schwach feinkiesiger feinsandiger Mittelsand,
aus Halterner Sand
Ausgangssubstrat mit Humusinfiltration aus dem oberen Profilbereich:
oberkreidezeitliches marines Lockersediment, tertiärzeitlich unter tropischen Bedingungen verwittert
80 – 100 cm III Cv sehr schwach feinkiesiger feinsandiger Mittelsand,
aus Halterner Sand
Ausgangssubstrat:
oberkreidezeitliches marines Lockersediment, tertiärzeitlich verwittert, vor allem von Eisen, dadurch Bildung der orangeroten Farben

Beschreibung

Plaggenesch über humoser Braunerde aus Plaggenauflage (Holozän) über Geschiebesand (Pleistozän), darunter Halterner Sand (Oberkreide)

Plaggenesche dokumentieren als Archive der Kulturgeschichte Jahrhunderte lange anthropogene Bodenentwicklung. Zunächst wurden stark humose und durchwurzelte Gras- und Heidesoden (Plaggen) oder auch die Humusauflage von Waldböden (Streunutzung) entnommen. Dieses Material wurde dann als Einstreu in die Viehställe verbracht oder man kompostierte dieses organische Material zusammen mit organischen Abfällen und Stallmist. Nach dieser Kompostierungsphase wurde das humusreiche, mit Exkrementen angereicherte Substrat auf die hofnahen Felder gefahren und in die Ackerflächen eingearbeitet – als ’Depotdüngung’ durch Nährstoffe aus Pflanzenresten. Aufgrund der niedrigen pH-Werte fand nur eine sehr langsame Zersetzung in den humosen Horizonten statt, so dass sich im Laufe der Jahrhunderte durch andauernde Plaggendüngung eine mächtige humose Auflageschicht auf dem ursprünglichen Boden bildete (E-Horizont). In nassen Bereichen wurde durch diese künstliche Bodenerhöhung zusätzlich eine Verbesserung der Wasserverhältnisse erreicht. Die ursprünglich nährstoffarmen, meist trockenen Böden wurden so im Hinblick auf ihren Wasser- und Nährstoffhaushalt verbessert. Heute lässt sich eine bessere Nährstoffspeicherung nicht mehr nachweisen, die erhöhte Wasserhaltefähigkeit durch den höheren Humusgehalt stellt jedoch auch jetzt noch eine Standortverbesserung dar.

Die Unterbrechung des Nährstoffkreislaufes auf den Entnahmeflächen der Plaggenwirtschaft führte zu einem über die Jahre kontinuierlichen Nährstoffentzug und damit zu einer verstärkten Verheidung und fortschreitenden Podsolierung (vgl. Lackprofil GD 087, Podsol). Die Plaggenwirtschaft ist in der Regel an die Schlaggrenzen der Ackerparzellen gebunden; daher verlaufen ihre Grenzen normalerweise geradlinig. Häufig sind die Eschflächen gegenüber der Umgebung leicht uhrglasförmig gewölbt. Diese Bewirtschaftungsform hatte demnach große Auswirkungen auf die Bodenentwicklung und prägte das Landschaftsbild durch die vom Menschen geschaffene Morphologie und durch die Verheidung.

Plaggenesche kommen typischerweise in der Nähe der Höfe größerer Güter oder Klöster vor, weil ihre Entstehung mit einem hohen Aufwand an menschlicher Arbeitskraft verbunden ist. Diese Bewirtschaftungsform hielt sich noch bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Die rötliche Farbe des unteren Profilteils stammt von der roten Eigenfarbe des Halterner Sandes, die eine Folge der tertiärzeitlichen Verwitterung unter tropischen Verhältnissen ist.

Lackprofil GD072 Profilinformationen
TK 25 4107 Borken
TK 25 / DGK5 4107.10 / Ramsdorf-Süd
Rechts-Wert / Hoch-Wert 2563300 / 5748300
Landschaftsraum Westmünsterland / Borken-Ramsdorfer Berger
Gemeinde / Örtlichkeit Velen-Ramsdorf (Kreis Borken)
Nutzung Acker
Schutzwürdigkeit des Bodens besonders schutzwürdig (Schutzstufe 3)
als Archiv der Kulturgeschichte
Maße des Profils in cm
(Höhe x Breite x Tiefe)
104 x 72 x 4
Ausleihe ja
Ausstattung gerahmt, mit Ösen

© Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen – Landesbetrieb –