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Inhalt

Terra Rossa aus Fließerde über Rückstandslehm (Pleistozän)

Lackprofil GD017
GD017
Tiefe Horizont Bodenart und Substrat Bodenentwicklung
0 – 18 cm Ap stark humoser, stark toniger Lehm mit vereinzelten Kalksteinblöcken, aus Fließerde durch regelmäßiges Pflügen entstandener homogener Pflughorizont aus der Durchmischung von humosem Oberboden mit dem Mineralboden, hier mit hohem Anteil an Lösslehm
18 – 50 cm II Tu schwach humoser, schwach schluffiger Ton mit Kalksteinblöcken, aus Rückstandslehm umgelagerte Bodenreste aus dem tonigen Lösungsrückstand der Karbonatgesteinsverwitterung
50 – 65 cm II Tu-cC sehr schwach humoser, schwach schluffiger Ton mit hohem Anteil an Kalksteinblöcken, aus Rückstandslehm, Übergang zum Kalkstein umgelagerte Bodenreste aus dem tonigen Lösungsrückstand der Karbonatgesteinsverwitterung, aber mit höherem Blockschuttanteil als im darüber liegenden Horizont, Übergangshorizont zum unterlagernden Kalkstein

Beschreibung

Terra Rossa aus Fließerde über Rückstandslehm (Pleistozän)

In Gebieten mit Kalk- oder Dolomitgesteinen finden sich bisweilen Relikte tropisch-subtropischer Gesteinsverwitterung. Diese seltenen Funde sind in der Regel umgelagerte Bodenreste aus dem karbonatfreien, tonigen Lösungsrückstand der tertiären Karbonatgesteinsverwitterung. Meist handelt es sich um solifluidale Umlagerungen in einer Kaltzeit, wobei sich durch Bodenfließen der in wärmeren Perioden oberflächlich aufgetaute Permafrostboden hangabwärts bewegt. Von einer solchen Verlagerung des sehr tonigen Rückstandslehms zeugen auch die „schwimmenden“ Kalksteinbrocken im Lackprofil. Durch die Fließbewegung des Bodens können die obersten Steine aus dem Ausgangsgestein herausgepresst werden und in der aufgetauten Masse mitschwimmen.

Charakteristisch ist ein sehr hoher Tonanteil (> 65 %) in dem für den Boden typischen leuchtend rot-braunen T-Horizont. Der hohe Tongehalt führt zu einem ausgeprägten Polyedergefüge mit Neigung zu Trockenrissen. Dies bedingt dann eine hohe Wasserdurchlässigkeit und bedeutet für die Pflanzen des Standorts häufigen Trockenstress.

Terra Rossa entsteht rezent unter tropisch bis subtropischen Klimabedingungen. In Mitteleuropa gab es solche Verhältnisse zuletzt im Tertiär oder in Warmzeiten des Pleistozäns, so dass die bei uns vorkommenden Terra Rossa-Böden Relikte ehemaliger Bodenbildungen darstellen. Vollständige Profile dieser Böden sind in Deutschland bisher nicht bekannt. Es sind ausschließlich Unterbodenhorizonte erhalten, die originären Oberböden fehlen grundsätzlich. In der Regel ist Terra Rossa von jüngeren Fließerden (in diesem Profil der Ap-Horizont aus Lösslehm) überdeckt. Terra Rossa ist daher nur reliktisch oder, bei entsprechend mächtiger Überdeckung, fossil erhalten. Im Unterschied zu fossilen Bodenhorizonten aus früheren Bodenbildungsprozessen unterliegen reliktische Bodenhorizonte heutigen Bodenbildungsbedingungen, die nichts mehr mit der ursprünglichen Entstehung des Horizontes gemeinsam haben. Der Horizont trägt aber noch immer die Merkmale der fossilen Bodenentwicklung.

Terra Rossa als Relikt fossiler Bodenbildung gehört als Archiv der Naturgeschichte zu den besonders schutzwürdigen Böden. Zudem stellt er aufgrund seiner Seltenheit eine Rarität dar.

Lackprofil GD017 Profilinformationen
TK 25 5303 Röttgen
TK 25 / DGK5 5303.02 Schmithof
Rechts-Wert / Hoch-Wert 2511135 / 5617220
Landschaftsraum Aachener Hügelland / Kornelimünsterer Vennvorland
Gemeinde / Örtlichkeit Walheim – Schmithof / südlich von Sief
Nutzung Acker
Schutzwürdigkeit des Bodens besonders schutzwürdig (Schutzstufe 3) als Archiv der Naturgeschichte
hier: Böden auf tertiärem Lockergestein
Maße des Profils in cm
(Höhe x Breite x Tiefe)
68 x 51 x 10
Ausleihe nein
Ausstattung ungerahmt, sehr schwer

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