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Grafik: Naturräume Nordrhein-Westfalen

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Naturräume in NRW

Aufgrund seiner geologischen Geschichte lässt sich Nordrhein-Westfalen in vier große Naturräume teilen: Rheinisches Schiefergebirge, Weser- und Osnabrücker Bergland, Niederrhein sowie Münsterland mit dem Ruhrgebiet.

  • Rheinisches Schiefergebirge
    eine Mittelgebirgsregion, überwiegend aus Gesteinen des Erdaltertums
  • Weser- und Osnabrücker Bergland
    eine Mittelgebirgsregion, meist aus Gesteinen des Erdmittelalters, nördlich des Wiehengebirges kleine Bereiche des westfälischen Tieflandes
  • Westfälische Bucht
    eine flache oder leicht hügelige, eiszeitlich überprägte Landschaft, hauptsächlich aus Gesteinen der Kreide- und Quartär-Zeit
  • Niederrheinische Bucht und Niederrheinisches Tiefland
    ein tertiärzeitliches Senkungsgebiet mit aktiver Tektonik, geprägt durch eiszeitliche Ablagerungen von Rhein und Maas

Foto: Der Sorpesee im Rheinischen Schiefergebirge

Rheinisches Schiefergebirge

Der erdgeschichtlich älteste Teil von NRW setzt sich linksrheinisch aus der Eifel und rechtsrheinisch aus dem Bergischen Land, dem Sauerland mit Siegerland und Wittgensteiner Land zusammen. Die ältesten Gesteine sind mehr als 500 Millionen Jahre alt und im Hohen Venn in der Eifel aufgeschlossen.

Das Rheinische Schiefergebirge besteht überwiegend aus Gesteinen der Devon-Zeit (418 – 361 Millionen Jahre). Die vorherrschenden Sand-, Schluff-, Ton- und Kalksteine sind Relikte eines großflächigen Meeres in Äquatornähe. Im Mitteldevon entwickelt sich ein riesiger Gürtel aus Korallenriffen. Es bilden sich große Kalksteinvorkommen. Dieser Kalkstein ist heute ein wichtiger Rohstoff und Grundwasserträger. In ihm verbergen sich zudem mehr als 1 000 Höhlen.

Am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges entwickelten sich während des Oberkarbons vor rund 310 Millionen Jahren tropische Sumpfwälder. Aus deren Biomasse bilden sich zunächst Torflagen, die später zu Steinkohlenflözen umgewandelt wurden – Grundlage für den Aufschwung der Ruhrgebietsindustrie vor über 200 Jahren.

Vor rund 300 Millionen Jahren vollzogen sich gewaltige gebirgsbildende Prozesse. Die ursprünglich horizontal abgelagerten Gesteine wurden zusammengeschoben, verformt und zum Variszischen Gebirge aufgefaltet. Bereits in der Perm-Zeit, vor rund 290 Millionen Jahren, wurde das Gebirge zu einem flachen Hochgebiet abgetragen. Seinen heutigen Mittelgebirgscharakter verdankt die Region der erneuten Hebung des Gebirgsblocks, die vor rund 30 Millionen Jahren im Tertiär einsetzte. Dies verstärkte die Erosion, sodass sich die Flüsse tief in die Täler einschneiden konnten.

Foto: Die Externsteine im Weser- und Osnabrücker Bergland

Weser- und Osnabrücker Bergland

Diese Mittelgebirgsregion ist fast nur aus Gesteinen des Erdmittelalters (252 – 66 Millionen Jahre) aufgebaut. Sie entstammen einer Phase mit meist subtropischem bis trockenwarmem Klima und mehrfachem Wechsel zwischen festländischen und marinen Bedingungen. Spätere Hebungen lassen die aus besonders festen Gesteinen bestehenden Bergketten des Weser- und Wiehengebirges, des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges entstehen. Das dazwischen liegende ostwestfälisch-lippische Berg- und Hügelland ist von zahlreichen Verwerfungen durchzogen, die ein abwechslungsreiches Nebeneinander verschiedener Gesteine verursachen.

Während des Quartärs bedeckten mächtige Gletscher das Weser- und Osnabrücker Bergland und hinterließen ihre Gesteinsfracht: Kies und Sand, Grundmoräne, Findlinge.

Aber nicht nur in der Natur ist die Geologie allgegenwärtig: Der meist rot gefärbte Wesersandstein der Trias-Zeit wird bis heute als Werkstein verwendet und ist in vielen historischen Gebäuden präsent. Weit verbreitete Tonsteine dienen als Ziegeleirohstoff. Die kostbaren Heil- und Mineralwässer verdanken ihre Inhaltsstoffe der Auslaugung der im Untergrund liegenden Salz- und Sulfatgesteine.

Foto: Münsterland

Westfälische Bucht

Geologisch gesehen ist die Westfälische Bucht eine weit gespannte, asymmetrisch gebaute, schüsselförmige Beckenstruktur aus kreidezeitlichen Gesteinen. Das sogenannte Münsterländer Becken sank während der Kreide-Zeit ein und wurde von einem flachen Meer überflutet. Dieses lagerte von 110 bis 72 Millionen Jahre vor heute über 2 000 m mächtige Sedimente ab: zunächst im Nordosten Sand, ansonsten meist Kalk und Mergel, die heute allesamt stark verfestigt sind. Die Kalksteine sind die Grundlage der Kalk- und Zementindustrie zwischen Erwitte und Paderborn sowie im Raum Beckum.

Im Quartär, das vor 2,6 Millionen Jahren begann, überdeckten Gletscher die Westfälische Bucht zeitweise fast vollständig. Sie hinterließen Grundmoränen und Schmelzwassersande. Flüsse wie die Ems lagerten weitflächig Sand- und Kies ab. Der aus den eiszeitlichen Schotterebenen ausgeblasene Staub – der Löss – ist Ausgangsmaterial der fruchtbaren Börde-Böden entlang des Hellwegs.

Foto: Rheinebene mit Blick Richtung Süden

Niederrheinische Bucht und Niederrheinisches Tiefland

Wie ein Keil greift die Niederrheinische Bucht mit ihren jungen Gesteinen tief nach Süden in das Rheinische Schiefergebirge hinein. Es handelt sich um eine bis heute aktive Senkungszone, die sich nach Nordwesten bis in das Niederrheinische Tiefland und im niederländischen Grenzgebiet fortsetzt. Die Bucht ist Teil eines Störungssystems, das von der Nordsee bis zum Oberrheingraben und weiter über das Rhônetal durch Europa verläuft. Viersener Sprung, Erft- und Rurrand-Sprung sind markante Verwerfungen aufgrund plattentektonischer Aktivität. Bis heute äußern sich die Schollenbewegungen in Form von Erdbeben.

Das Einsinken der Bucht machte ab 34 Millionen Jahren vor heute der Ur-Nordsee den Weg frei nach Süden. Sie konnte weit in die Niederrheinische Bucht vordringen, zeitweise bis südlich von Köln und Düren. Das flache Meer lagerte im Nordwesten Ton, Schluff und Sand ab. Im Süden der Niederrheinischen Bucht entstand eine flache, versumpfte Küstenregion. Vor allem im Miozän, zwischen 20 und 7,2 Millionen Jahren vor heute, hinterließen ausgedehnte Moore und Sumpfwälder mächtige Torfe. Hieraus entstanden mehrere Braunkohlenflöze – gegenwärtig noch wichtiger Energierohstoff.

Im vor 2,6 Millionen Jahren beginnenden Quartär übernahmen Rhein und Maas die weitere Gestaltung der Landschaft. Sie hinterließen mächtige Flussterrassen aus Kies und Sand – begehrte und vielerorts abgebaute Rohstoffe. Eiszeitliche Gletscher hatten sich vor mehr als 200 000 Jahren bis an den Niederrhein geschoben. Die Stauchmoränen zwischen Krefeld und Kleve markieren den weitesten Eisvorstoß und durchziehen als Höhenzüge die flache Landschaft.

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